Schallplatte: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 23. August 2014, 10:09 Uhr

Eine Schallplatte ist ein analoger Tonträger, welcher Schallsignale in Form von modulierten Rillen speichert. Früher aus dem Nautrprodukt Schellack gefertigt, bestehen Schallplatten seit dem Ende der 30er Jahre aus dem Kunststoff Polyvinylchlorid (PVC).

Geschichte

Die Vorläufer

Als unmittelbarer Vorläufer der Schallplatte und Beginn der Tonaufzeichnung gilt der vom Amerikaners Thomas Alva Edison erfundene Phonograph aus dem Jahr 1877. Die ersten Versuche, die menschliche Stimme zu konservieren geschahen mithilfe eines mit Paraffin überzogenen Papierstreifens, welcher per Hand an einer Membran mit Nadelspitze vorbeigezogen wurde.<ref>Planet Wissen - Schallplatte.</ref> Neun Monate später entwickelte Edison dieses Verfahren weiter. Der nun geborene Phonograph ritzte mithilfe einer Schalldose die Bewegungen einer durch Schall in Bewegung gesetzten Membran zunächst in eine Zinnfolie, später auf eine Wachswalze. Die Auf- und Abbewegungen der Nadel erzeugten auf der Zinnfolie damit eine Höhenschrift, wie sie im nächsten Jahrhundert auch wieder bei der Schallplatte zum Einsatz kam. Für die Wiedergabe wurde dieser Prozess umgekehrt und eine zweite Schalldose seitzte die Nadelbewegungen bei der Widergabe mithilfe einer Membran wieder in Schallenergie um. Unter der Nummer 200521 wurde der Apparat zum Patent angemeldet und 1878 unter großer Begeisterung erstmals öffentlich vorgeführt.

Der Weg zur Platte

Zehn Jahre nach der Erfindung des Edison-Phonographen gelang Emil Berliner eine entscheidende Weiterentwicklung des Prinzips. Nachdem er sich ausgiebig mit der Maschine beschäftigt hatte, störte ihn vorallem die mit großem Aufwand verbundene Vervielfältigung der inzwischen verwendeten Wachszylinder. Sein neues Konzept sah daher eine spiralförmige Aufzeichnung mit seitlicher Auslenkung der Rille (Seitenschrift) vor. Mithilfe des galvanisches Prozesses konnten aus den dabei entstandenen Aufzeichnungen Zink-Positive und von diesem widerrum ein Positiv, eine Art Stempel, erstellt werden. Mithilfe dieser Stempel konnten damit beliebig viele Platten gepresst werden. Das Grammophon wurde am 8. November 1887 von zum Patent angelmeldet, Berliner reist daraufhin in die USA auf Investorensuche, doch der Erfolg bleibt zunächst aus. Erst zwei Jahre später stellte die Firma Kämmer & Reinhard aus Thüringen das Gerät in Serienfertigung her.

Bereits 1894 wurde der Durchmesser auf 10 Zoll (25,4 cm) festgelegt. Etwa 1000 Grammophone und 25.000 Platten verließen bis zum Herbst dieses Jahres die Fabrik. 1895 wurde der Plattendurchmesser auf 6,9 Zoll (17,5 cm) geändert.

Im Jahr 1895 gelang es Berliner dennoch, Investoren aus Philadelphia für seine Erfindung zu begeistern. Die Berliner Grammophone Company wurde in Baltimore (109 North Charles Street) als Fabrik mit "show room" gegründet.

Der Weg zum Massenprodukt

Ein Grund für den zunächst mäßigen Erfolgs des Unternehmens stellte die recht einfache, handkurbelbetriebene Bauart der damaligen Geräte dar. Zu dieser Zeit wurden Phonographen teilweise bereits mit Federmotoren angetrieben, welche ab 1896 auch in den Grammophonen zum Einsatz kamen.

Ebenfalls im Jahr 1896 wurde von der Firma Duranoid Co., Newark, New Jersey eine neuartige Pressmasse eingeführt, welche den Hartgrummi als Material ablöste. Die Neue Substanz bestand im wesentlichen aus Schieferpulver, Baumwollflock und Schellack. Beim erhitzen während des Pressvorgangs verflüssigte sich das Schelleck kurz und stellte nach der Abkühlung eine strapazierfähige Oberfläche für die Rillen dar. Der enorme Gewinn an Klangqualität der Schellackplatte sorge für einen Erfolgsschub. 1898 konnten so bereits über 700.000 Schellackplatten abgesetzt werden. Berliner expandierte unter anderem nach England, wo in Hayes die Gramophone Company gegründet wurde. Ein Ableger davon ist die Deutsche Grammophon-Gesellschaft mit Sitz in Hannover, damals geleitet von Berliners Bruder Joseph.

Das nächste Jahrhundert: Die Geburt der Schallplattenindustrie

In Europa waren zu dieser Zeit mehrere Unternehmen dabei, in die Schallplattenproduktion einzusteigen. Anfangs gab es eine Vielzahl von Systemen, die nicht miteinander kompatibel waren. Das erste System mit weltweiter Verbreitung kam von der französischen Firma Pathé. Deren Platten wurden im Verfahren der Tiefenschrift aufgenommen und liefen von innen nach außen. Abgestastet wurden sie mit einer Saphirnadel bei Umdrehungszahlen zwischen 90 und 100 min−1. Dank der Tienfschrift konnte Pathé viele ihrer Aufnahmen aus der Phonographezeit weiterverwenden und hatte damit schon zu Beginn ein großes Repertoire an Titeln. Allerdings durften diese Platten nicht mit einer Grammophonnadel abgespielt werden, da diese die aufnahmen sofort zerstört hätte. Einzig mithilfe eines optinalen Adapters, welcher nur durch Fachleute installiert werden durfte, konnten sie abgespielt werden.

In Noramerika kam 1911 die Edison-Diamond-Disc auf den Markt. Diese ebenfalls mit Tiefenschrift bespielten Tonträger waren etwa fünf Millimeter dick und bestanden nicht aus Schellack, sondern einer Mischung aus Phenol, Formaldehyd, Holzmehl und Lösungsmittel, überzogen mit einer Lackschicht aus phenolhaltigem Kunstharz. Sie sind in Europa äußerst selten.

Durchsetzen konnte sich letztendlich die Schellackplatte mit einer Umdrehungszahl von 78 min−1. Die Nadel sollte nach jedem Abspielvorgang gewechselt werden. Erste doppelseitige und größerformatige Platten (25, 27 und 30 cm) brachte der schwedische Hersteller Carl Lindström auf den Markt.

Beginn der Vinyl-Ära

Bereits 1930 brachte RCA Victor unter dem Namern „Program Transcription Disc“ eine Vinylschallplatte heraus. Schon diese wurde mit 33⅓ min−1 abgespielt und hatte einen Durchmesser von 30 cm. In den USA begann man Ende der 1930er Jahre, vorproduziertes Radioprogramm und Werbespots in Vinyl zu pressen, da dieses beim Versand nicht zerstört wurde.

Ende der 1940er-Jahre kamen zwei verschiedene Formate von Vinylschallplatten auf den Markt. Zum einen 1948 die 12" (30 cm) Langspielplatte von Columbia Records mit kleinem Mittelloch und zum anderen 1949 die 7" (18 cm) mit großem Mittelloch. Ziel letzteren Formates war es, Musikstücke in Teilen von jeweils 5 Minuten zu unterteilen und das ganze Werk als "Album" anzubieten, wie es schon zu Schellackzeiten gemacht wurde. Seitdem etwa Mitte der 1950er-Jahre Plattenspieler auf den Markt kamen, die beide Geschwindigkeiten beherrschten, haben sich die 12" als Langspielplatte und die 7" als "Single" nebeneinander etabliert. Als einheitliche Entzerrungsmethode wurde in den 1950er-Jahren die RIAA-Kurve eingeführt. 1968 wurden in Westdeutschland die letzten Schellackplatten verramscht, nachdem sie seit ca. 1959 nicht mehr hergestellt wurden.

Technische Weiterentwicklungen

Zweikanaltechnik

Zu Beginn der Zweikanaltechnik konkurrierten zwei Systeme: Das "+" System setzte das Signal des zweiten Kanals in eine Auf- und Abwärtsbewegung (Tiefenschrift) um, die ergänzend zur Seitenschrift abgetastet wurde. Das "x"-System (mit welchem schon 1931 Alan Dower Blumlein experimentiert hatte) dagegen zeichnete beide Schwingungen um 45° versetzt zur Senkrechten auf. Somit waren beide Kanäle vom 90° voneinander versetzt und entkoppelt. Jeder Kanal befindet sich somit auf einer eigenen Rillenflanke (Flankenschrift). Die beiden phasengleichen Schwingungen können entweder für beide Achsen getrennt im Tonabnehmer erfasst werden (Stereo) oder als ein einziges, Monosignal abgestatet werden. Dank dieser Kompatiblität zur Monoaufzeichnung setze sich letzteres durch.

Füllschriftverfahren

Bis zur Einfühung der Füllschrift durch Eduard Rhein 1950 wurden Schallplatten mit konstantem Rillenvorschub geschnitten, d.h., der Abstand zwischen den Rillenböden war stets konstant. Da jedoch leisere Passagen weniger Platz benörigen als lautere (geringere Auslenkung), wird bei der Füllschrift der Rillenvorschub in Abhängigkeit der Lautstärke des zu schneidenden Materials bestimmt. Dazu wird beim Schneidevorgang das Material stets eine Umdrehung im Voraus das abgehört und so der Rillenvorschub abgesenkt bzw. wieder erhöht. Ursprünglich geschah dies mithilfe von speziellen Bandmaschinen mit Umlenkrollen und einem zweiten Tonkopf, welche ein Signal, das dem ersten Tonkopf voraus war, abtastete, seit den 80er-Jahren kommen allerdings auch digitale Delay-Systeme und heute Computersoftware zum Einsatz.

Formate

Aus den zahlreichen historischen Formaten haben sich allenvoran 3 Größen von Vinylschallplatten herauskristallisiert:

  • 7-inch (tätsächlich 6,89" bzw. 17,5 cm) geläufige Bezeichnung: Single, meist mit großem Mittelloch (1½″ bzw. 38,1 mm)
  • 10-inch (tatsächlich 9,84" bzw. 25 cm), meist mit kleinem Mittelloch (7 mm)
  • 12-inch (tatsächlich 11,81" bzw. 3 0cm), geläufige Bezeichnung: LP, Maxi-Single, meist mit kleinem Mittelloch (7 mm)

Einzelnachweise

<references />